Nienburg. Alles begann mit der Idee der Lionsmitglieder Christian Göllner und Reinhard Cords, im Jahr 2014 in Sachen bürgerschaftliches Engagement mal wieder ein „großes Rad zu drehen“. Am Ende stand der Neubau eines Waisenhauses in Lapiai nahe Klaipeda/Litauen (DIE HARKE berichtete). Dazwischen lagen über drei Jahre, in denen mit Unterstützung von Lions International, den North Sea Lions und weiteren 16 Lions Clubs insgesamt weit über 200 000 Euro zusammengetragen und investiert wurden, schreibt der Lions-Club Nienburg.
Bei der feierlichen Einweihung des Waisenhauses im Februar dieses Jahres entstand, berührt und beeindruckt von der Dankbarkeit und Herzlichkeit der Kinder, die eine Delegation der Nienburger Lions vor Ort erleben durfte, eine spontane Idee: Die Heimkinder, die ausnahmslos bereits in jungen Jahren die harten Seiten des Lebens kennenlernen mussten, zu einem Urlaub in unsere Heimatstadt einzuladen.
Vergangene Woche war es dann soweit: Das von den beiden Lionsmitgliedern Christian Göllner und Bernd Bargemann geplante und begleitete „Sommermärchen für litauische Waisenkinder“ wurde Realität: Für acht Tage besuchten insgesamt zehn Kinder und Jugendliche gemeinsam mit der Direktorin Vilija Lukauskiene der angegliederten Schule und ihrer ehrenamtlichen Betreuerin Evelina Aleksandravice Nienburg. Unterstützt durch zahlreiche Clubmitglieder, die sich unter anderem als Stadtführer, als Ausrichter von Grill- und Boule-Abenden, aber auch einer Bootstour auf der Weser zur Verfügung stellten, verbrachten die Kinder abwechslungsreiche Tage in unserer Region, trugen sich ins Gästebuch Nienburgs ein und besuchten auch Hamburg, die Marienburg, den NDR in Hannover, die Herrenhäuser Gärten und den Serengeti-Park. Einen Tag entführten sie die Lionsmitglieder aus Hoya zudem in den Kletterpark Verden.
Höhepunkt der Woche war jedoch ein von den Kindern als Dankeschön selbst zubereitetes Abendessen für alle, die deren Reise durch ihre Unterstützung mit Rat und Tat oder auch eine private Geldspende erst ermöglicht hatten, darunter auch die Präsidentin des Verdener Lions-Clubs Kristina Regina, der hierzu ebenfalls tiefer in seine Clubschatulle gegriffen hatte. Besonderer Dank der Lions gilt außerdem dem Gästehaus „Zum Kanzler“ für die Unterbringung der Kinder sowie Block-Busreisen und dem Autohaus Schlesner für die Überlassung von zwei Kleinbussen.
Vor Antritt der Rückreise via Kiel per Fähre nach Klaipeda, gesponsert durch DFDS und die Spedition Göllner, gab es auf beiden Seiten zum Abschied manch feuchtes Auge. Schuldirektorin Vilija Lukauskiene, die das erste Mal in Deutschland war, sagte: „Wir alle, vor allem aber die Kinder, sind überwältigt von den vielen Eindrücken der letzten Woche und werden lange von ihnen zehren können. Besonders berührt hat mich die Bereitschaft so vieler Menschen, uns ein Stück ihrer Lebenszeit zu schenken.“ Den Nienburger Lions hingegen blieb die Erinnerung an so manches Mal leuchtende Kinderaugen und die hoffnungsvolle Erkenntnis, dass Freundschaft und Völkerverständigung auch über Sprachbarrieren hinweg wachsen kann – wenn man sie denn lässt. DH
Das Foto entstand am Abreisetag auf der Langen Straße in Nienburg und zeigt die Kinder mit Schulleiterin Vilija Lukauskiene (Zweite von links), Betreuerin Evelina Aleksandravice (rechts) und den beiden Organisatoren Christian Göllner und Bernd Bargemann vom Lions-Club Nienburg. Foto: Lions-Club NIenburg